Ostertagstr. 7
71642 Ludwigsburg
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Heinz Unger, Rektor i.R.
Die Volks- und Grundschule in Hoheneck im Spiegel politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse
Die Reformation gab einen nachhaltigen Anstoß zur Entwicklung des christlichen Schulwesens und besonders der Volksschule. Was nützt Luthers deutschsprachige Bibel, wenn nicht jeder lesen kann? Unter Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568) wurden im Rahmen der großen Kirchenordnung, die gesetzlichen Grundlagen für Schule, Unterricht und Lehrberuf von Staats wegen gelegt: "Damit dann auch die Jugendt inn und bey unseren teütschen Schulen/mit der forcht Gottes/rechter Lehr und gutter Zucht/wol underricht und erzogen/und hierunder gleichheit seiez'.." (für Mädchen und Buben). So gab es in Württemberg um 1600 bereits 400 Schulorte.
Hoheneck gehörte ab 1594 auch dazu. Zuvor gingen die Kinder in Neckarweihingen zur Schule. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Städtchen Hoheneck 1634 zerstört und die wenigen Kinder wurden wieder in Neckarweihigen unterrichtet. 1654 waren es nur acht. Einen eigenen Schulmeister hatten die Hohenecker wieder ab 1659.
Im 19. Jahrhundert bringen die Pfarrberichte wiederholt Hinweise auf fleißigen Schulbesuch. So schreibt 1865 Pfarrer Friedrich Wolf: "Auf Kinderzucht legen die meisten Eltern ausgesprochen Werth, einen noch größeren aber auf einen guten und weiterführenden Unterricht, weßhalb Mehrere ihre Kinder in die Schulen der nahen Kreisstadt Ludwigsburg senden, und zwar nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen!" (aus „Ortsbuch Hoheneck" S, 217).
Diese lobenswerte Haltung Hohenecker Eltern überdauerte viele Jahrzehnte, einschließlich zwei Weltkriege und drückte sich ab 1946 im Anstieg der Übergängen zu weiterführenden Schulen deutlich aus.
Die Volksschule wurde 1965 aufgelöst und in Haupt- und Grundschule getrennt. Die für Hoheneck zuständige Hauptschule wurde die Justinus-Kerner-Schule.
Der Unterricht in Dörfern fand nicht selten in Bauernstuben, Lehrerwohnungen oder Gemeinderäumen statt. In Hoheneck wird 1701 in der Nähe des Rathauses ein Schulhäuslein gebaut. 1739 zog die Schule in ein größeres Haus, das 1773 erweitert wurde. Auch dieses Haus wurde zu klein, und die Gemeinde erwarb ein geräumiges zweistöckiges Haus, das heute noch als Keltergasse 1 steht.
Auch hier wurde 1843 ein Anbau erforderlich. Noch einmal von 1945 - 1969 wurde hier Unterricht gehalten. Den wiederholten Forderungen der Schulbehör¬de, ein neues Schulhaus zu bauen, kam die Gemeinde nach, indem sie das 1876 errichtete Rathaus zum Schul¬haus umbaute, und ersteres in das bisherige Schulhaus Keltergasse 1 zog. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Schulraumnot mehr und mehr zu einem Problem, das in den 60er Jahren Schüler und Lehrer besonders belastete.
Innerhalb Hohenecks standen 5 auseinander liegende Schullokalitäten zur Verfügung. In jenen Jahren sah man im Ort immer wieder ziehende "Klassenkarawanen" oft mit ihren Lehrern - als "Antreiber".
Obwohl Hoheneck 1926 nach Ludwigsburg eingemeindet wurde, dauerte es wegen knapper Geldmittel, sowie wegen zweier Weltkriege und der schwierigen Nachkriegsjahre noch 43 Jahre bis die Grundschule in einem Neubau an der Ostertagstraße 5 - 11 eine moderne, mit zunächst ausreichend Räumen, ständige Bleibe fand. Die "Wanderzeit" war beendet. Für Lehrer und Schüler sei es ein rechter Leidensweg gewesen, sagte Oberbürgermeister Dr. Ulshöfer bei der Einweihung am 14. Januar 1969.
Die Ausführungen stützen sich weitgehend auf Beiträge von Richard Stein, Herbert Felden und Dietmar Ruhle in der "Steinschen Chronik", bzw. dem „Ortsbuch Hoheneck".